Clemens Sels Museum
1992 wurde in Neuss Gnadental das ungefähr 2000 Jahre alte Fragment einer römischen Oblatenbackform (Backmodel) mit einer Darstellung des Weingotts Dionysos gefunden. Das römische flache Brot "Libum", wurde bei den Römern als Opferbrot zu rituellen Festen gereicht, so z.B. zum Eintritt der jugendlichen Männer in das Erwachsenenalter.
Das gefundene Bruchstück, etwa 20% der ehemaligen Backform, zeigt das Haupt des Weingottes Liber, den Tyrsosstab und ein 3-zeiliges Fragment einer Inschrift.
Die Kommunikationsdesignerin Susanne Lechner hat das römische Tonmodel 2018/2919 anhand des Bruchtücks im Auftrag von Dr. Carl Pause vom Clemens Sels Museum zeichnerisch und in Ton rekonstruiert. Das rekonstruierte Motiv zeigt den Gott Liber Pater mit dem typischen Tyrsos-Stab bei der Tränkung eines Leoparden, sowie einen musizierenden Silen (Satyr) im Gefolge. In der Überlieferung sind Weingott LIber und Silen gerne im "trunkenboldigen" Wettstreit. Als Vorlagen für die Rekonstruktion dienten historische Abbildungen von Steinsarkophagen.
Der Neusser Konditormeister Michael Wegel hat das römische Opferbrot anhand des rekonstruierten Backmodels anschließend nach original römischen Rezepten in drei Geschmacksvarianten nachgebacken. Mit einem heutigen Brot oder Kuchen haben die nachgebackenen Oblaten allein schon vom Aussehen nichts gemeisam. Das römische Libum war eher flach. Die beiden sehr herzhaften Varianten enthalten viel Hartkäse und schmecken wie ein Käsegebäck, dass man sich gut zu Wein vorstellen kann. Das süße Opferbrot verdankt dem Honig seinen Geschmack. Zucker kannten die Römer nicht. Für unseren heutigen Geschmack munden die Opferbrote eher ungwöhnlich, aber durchaus lecker und gut verzehrbar.
Clemens Sels Museum
Am Obertor
41460 Neuss
Kleine Konditorei Wegel
Michaelstraße 31
41460 Neuss
Erbrachte Leistung
- Rekonstruktion der möglichen Motive
des Backmodels - Rekonstruktions-Zeichnung
- Modellierung des Backmodels in Ton
als Positiv- und Negativform